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WORT KLANG BILD

Was ist Pottrait? Man könnte beim Namen dieser Band zunächst an heimatverbundene Musik mit Nostalgiecharakter denken, aber lediglich zwei ihrer Musiker kommen tatsächlich aus dem Ruhrgebiet. Stattdessen beschreibt man ihre Musik wohl am besten als Prisma, das die Talente ihrer Musiker bricht und sie in neuer Perspektive wieder in den Raum gibt. In dieser Formation aus sechs Jazz-Studenten der Folkwang UdK in Essen zeigt der klassische Jazz auf der Wellenlänge vertrauter Standards selten sein Gesicht, obwohl die Bandleaderin Maria Trautmann auch einige Songs nach eingängigem Muster in petto hat. Aber auch hier lösen sich oft genug Strukturen in spontane Gestaltung wild rauschender musikalischer Zeit auf und verweben sich aus dem Fluss heraus in wieder neue Strukturen, von denen ein minimalistisches Pattern manchmal alles ist, was am Ende bleibt. Und dann gibt es da noch jene Stücke, bei denen alles außer Rand und Band gerät und vielleicht keiner mehr weiß wo er ist, stattdessen die anderen sucht und findet und sich mitreißen lässt. Pottrait ist im Grunde wie ein anhaltendes Experiment, und es glückt.

Die junge Formation ist gerade dabei, in der Szene Fuß zu fassen und ihre erste Einspielung ist schon in den Startlöchern. Nachdem alle Bandmitglieder Ende 2011 zeitgleich ihr Studium begonnen hatten, wurde die Band bereits Anfang 2012 gegründet und ihr Repertoire ausschließlich eigener Stücke ist schnell gewachsen. Die Kommunikation untereinander hat sich seitdem längst eingeschliffen, vielleicht hatte sie das auch schon von Tag eins an, denn nur so scheint es funktionieren zu können. Wenn man nämlich eines über alle Bandmitglieder sagen kann, dann Folgendes: dass jeder von ihnen auf seine Weise eigenwillig ist; gewillt, eigenes zu wagen. Und die Kompositionen geben ihnen den Raum dazu. So kann Moritz Götzen am Bass wüten, während Karl Degenhardt am Schlagzeug frei über den Rhythmus waltet. Währenddessen dreht Maria Trautmann an der Posaune die Harmonien immer um noch eine Ecke weiter, während Tim Bücher an der Gitarre diese klanglich in eine andere Welt katapultiert und Florian Boos am Saxophon über sie zu fliegen scheint. Sara Bodemann schließlich ist die Seele der Songs, die sie mit ihrer schier endlos nuancenreichen Stimme in etwas ganz anderes als nur Musik zu verwandeln vermag. Alle Teile ergeben eine explosive Mischung, aber letztlich ist es vielleicht gerade das Gefühl, die Band sei mehr als die Summe ihrer Teile, das die Ausstrahlung von Pottrait ausmacht; dass Pottrait im Nexus der musikalischen Begeisterung und Kreativität sechs junger Musiker steht. Ein Selbstportrait ihrer Musiker somit, aber mehr noch eine durch und durch aufregende Band.

 

©Oliver Schulz, Januar 2014

 

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